Kein Land erreicht Gleichstellung bis 2030

Kein einziges Land der Welt wird es nach einer neuen Studie bis 2030 schaffen, die vollständige Gleichstellung von Frau und Mann zu verwirklichen.

Unter anderem der britische "Guardian" berichtet ausführlich über den SDG Gender Index. Hinter dem Projekt steht unter anderem die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung, aber auch internationale Netzwerke und Organisationen für Frauenrechte. Eines der Ergebnisse: 1,4 Milliarden Frauen und Mädchen leben in Ländern, die beim Index sehr schlecht abschneiden.
"Exzellent" war kein Land
Nur acht Prozent leben in Ländern mit guten Ergebnissen, die Bewertung "exzellent" erreichte kein einziger Staat. Die Studie wird heute auf einer Konferenz in Vancouver in Kanada vorgestellt, an der 8.000 Delegierte aus fast allen Ländern der Welt teilnehmen. Eröffnet wird die Konferenz von Premierminister Trudeau.
Melinda Gates kommentierte den Gender Index mit den Worten, dieser könne ein Weckruf sein - für die ganze Welt. Auch Alison Holder zeigte sich kritisch. Sie ist Direktorin des zivilgesellschaftlichen Projektes "Equal Mesures 2030", das den Bericht herausgibt. Holder sagt, dass selbst die bestplatzierten Länder nicht ambitioniert genug vorgingen. Man müsse auf der Hut sein, weil einige Länder sogar Rückschritte machten. Als Beispiel nannte Holder die schärferen Abtreibungsgesetze in einer Reihe von US-Bundesstaaten.
Wert von 100 wäre die vollständige Gleichstellung
Der Gender-Index dokumentiert den Fortschritt bei der Gleichstellung in 129 Ländern, in denen 95 Prozent aller Frauen und Mädchen weltweit leben. Dargestellt wird das Ergebnis auf einer Skala von null bis 100. Dabei würde 100 bedeuten würde, dass die Gleichstellung vollendet ist.
Dafür werden mehr als 50 Indikatoren berücksichtigt, die aus den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten stammen, den sogenannten "SDG"s, den "Sustainable Development Goals" für Bereiche wie Armut, Hunger, Gesundheit, Bildung und Klima. Das Nachhaltigkeitsziel Nr. 5 trägt sogar den Namen "Gender Equality."
Auch Online-Banking und Zugang zu Wasser spielen eine Rolle
Die Indikatoren betreffen also zum einen ganz direkt die alltägliche Gleichberechtigung. Sie berühren aber laut "Guardian" zum anderen auch Themen, die besonderes spürbare Auswirkungen auf Frauen und Mädchen haben - wie der Zugang zu Onlinebanking und Internet oder einer sicheren Wasserquelle.
Das Ergebnis: Wenn ein Land bei einem Wert von um die 90 liegt, dann wäre das ein Zeichen für exzellente Fortschritte. Liegt der Wert unter 60, wird nur sehr wenig für die Ziele getan.
Dänemark liegt vorn, Deutschland auf Rang sieben
Am Ende schafften nur 21 Länder einen Wert von 80 und höher. Ganz vorn liegen Dänemark, Finnland und Schweden. Deutschland folgt auf Rang sieben mit einem Wert von 86,2.
Die USA liegen auf Platz 28, noch hinter Kroatien und Bulgarien. Russland schafft es demnach nur auf Rang 59 hinter Ländern wie der Mongolei, Moldawien, Paraguay, Kirgistan, Kolumbien und Ecuador. Die Schlusslichter sind die Demokratische Republik Kongo und der Tschad (33,4).
Die Autorinnen und Autoren betonen, dass zwar grundsätzlich die Gleichstellung in Ländern mit höheren Einkommen weiter entwickelt ist. Dafür erreichen einige Länder mit niedrigen Einkommen in bestimmten Indikatoren gute Werte. Ruanda zum Beispiel liegt auf Rang fünf, wenn man die Sicherheit der Frauen betrachtet, die nachts allein unterwegs sind. In Kenia wiederum nutzen sehr viele Frauen Online-Banking - und zwar mehr als in drei Viertel aller Länder. Aus Kolumbien wird eine bessere soziale Unterstützung der ärmsten Menschen als in den USA gemeldet.